Ich befasse mich gerade intensiv mit den unterschiedlichsten Jahreszeiten in denen Tiere leben. Jemenchamäleons haben ähnlich wie das Gewöhnliche Chamäleon 4 Jahreszeiten mit denen sie umzugehen gelernt haben. Es gibt nicht nur Frühling und Sommer in denen die Tiere aktiv sind, sondern auch Herbst und Winter. Natürlich fällt der im mediterranen Raum milder aus als in beispielsweise Deutschland. Dennoch sind die Tiere in dieser Phase deutlich weniger aktiv und finden auch kaum Futter.
Durch die Frage, warum ich dieses Jahr keine nennenswerten Gelege bei den brookesia stumpffi hatte und festgestellt habe, dass das bei anderen Haltern anders war, überdenke ich meine Haltung gerade. Offensichtlich ist es wichtig für bestimmte Arten die regionalen Jahreszeiten zu simulieren. Das bringt mich auf eine Idee, die ich nun stärker verfolge. Erstmal zu den Fakten.
Trockenzeit - Mai bis Oktober
Die Trockenzeit zeichnet sich durch ein sehr mildes Klima aus. Vor allem nachts wird es sehr kühl. Es regnet wenig und es bleibt oft über Wochen trocken. In dieser Zeit finden die Tiere wenig Futter.
Regenzeit - November bis April
Die Regenzeit hingegen ist sehr warm und nachts bleibt die Temperatur deutlich höher. In dieser Zeit wird Madagaskar grün, blüht und es ist folglich viel sehr viel Futter verfügbar. In dieser Zeit finden Paarungen statt und Jungtiere werden geboren und entwickeln sich.
Hier findet ihr ergänzend, weitere wertvolle Informationen dazu: Madcham.de
Die Herausforderung, die wir bei der Haltung in unseren Breitengraden haben, ist, dass wir die Trockenzeit eher im Winter darstellen können, da die Temperaturen deutlich fallen. Natürlich regnet es bei uns mehr als im Sommer... aber das kann man natürlich durch reduziertes Sprühen erreichen. Im Sommer haben wir alles was wir brauchen für die Regenzeit. Wärme, Wiesenplankton und müssen nur "mehr sprühen", was bei einer Außenhaltung und auch bei hohen Temperaturen sowieso dringend empfohlen ist. So kann man den Zyklus der Chamäleons bestmöglich nachempfinden.
Daher simuliere ich seit Mitte September schonmal den Übergang zur Trockenzeit. Weniger Sprühen, weniger Füttern, reduzierte Beleuchtung. Momentan arbeite ich noch ohne Vernebler, daher sprühe ich einfach etwas weniger. Bei Erdchamäleons mache ich nur den Boden feuchter, wo sich auch mal Tropfen halten und aufgenommen werden können. Bei den Teppichchamäleons, die in Vollgaze (mit abgeklebten Seitenflächen) wird es vermutlich ähnlich laufen.
Volker (ASC Trittau) hat mir ein Pärchen mit einem Weibchen abgegeben, welches er in der letzten Saison nicht verpaart bekommen hat. Möglicherweise ist auch dies der Hebel für eine erfolgreiche Zucht. Das ganze hat auch einen nachhaltigen Vorteil. Die Lampen im Terrarium-Raum laufen im Winter 10 Stunden. Im Sommer dann nur für die Tiere die im Raum bleiben 12 Stunden. Bei mir wandern möglichst viele Tiere in die Außenhaltung. Dann lasse ich nur eine "Notbeleuchtung im Terrarium" im Haus laufen, damit die Pflanzen nicht kaputt gehen und gieße, statt zu sprühen.
Also startet mein Projekt:
Einleitung der simulierten Trockenzeit von Oktober bis April.
Danach simulierte Regenzeit von Mai bis Oktober.
To be continued...
Achtung: Bitte seid vorsichtig wenn ihr diese Idee spontan auch umsetzen wollt. Gerade Chamäleons sind empfindlich und dehydrieren schnell. Stellt bitte auf jeden Fall sicher, dass ihr ausreichend Flüssigkeit anbietet. Auch Jungtiere müssen in der Wachstumsphase täglich, gut supplementiertes Futter zur Verfügung haben. Dies bitte unbedingt berücksichtigen. In der Trockenzeit gibt es meines Wissens keinen Nachwuchs in Madagaskar ;-)
Auch wichtig: Bevor ich die Haltungsberichte anpasse, mache ich, wie immer, erst meine Erfahrungen und werde vorerst eher in meinem Blog berichten und das ganze gut dokumentieren. Erst wenn das Ergebnis eindeutig und positiv ist, passe ich die Haltungsberichte an.
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